Ma olen tagasi: Viljandi und Tartu
Viljandi, ma olen tagasi – Viljandi, ich bin wieder da! Diesmal schaffe ich es sogar zu den Öffnungszeiten zum alten Wasserturm zu gehen und kann die Aussicht über die Stadt und den See von dort oben genießen. Außerdem finde ich die beiden Erdbeeren aus Beton, die mir in meiner Sammlung noch gefehlt haben. In Viljandi wurden als Hommage an das Bild „Die Erdbeeresser“ von Paul Kondas acht riesige Beton-Erdbeeren verteilt, eine direkt vor dem Kondas gewidmeten Museum, fünf weitere in der Innenstadt und zwei etwas weiter außerhalb.
Und nach einem leckeren Mittagessen im „Grünen Haus“ und einer heißen Schokolade im Café Fellin geht es auch schon weiter nach Tartu. Home, sweet home!
Einfach in Madis‘ WG spazieren, Sachen abladen, im botanischen Garten vorbeischauen, im Möku, Freunde treffen. Facebook erinnert mich auch daran, dass ich genau ein Jahr vorher schon hier im botanischen Garten war.
Im Nationalmuseum lerne ich, dass die gestrickten Handschuhe mit den typischen Mustern, die schon jetzt, im September, zum Teil getragen werden, nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Bösem schützen sollen. Vor allem, wenn auch rote Wolle verwendet wurde.
Es ist mein dritter Besuch in diesem riesigen Museum, das die Kultur und Geschichte Estlands von der Steinzeit bis zur Erfindung von Skype erzählt. Seit Jahrzehnten wurden zum Teil willkürliche Alltagsgegenstände gesammelt, zum Beispiel die Habseligkeiten von Esten, die nach Sibirien deportierten wurden, oder Bierkrüge aus den verschiedenen Regionen. So langsam habe ich einen Überblick über die Dauerausstellung in dem erst 2016 eingeweihten Museumsgebäude (vorher waren die Sammlungen in Privathäusern und zeitweise einer Kirche untergebracht) und habe Zeit, mich mit Details wie den regionalen Unterschieden der Tracht zu beschäftigen.
Wir gehen in den Wald, um Pilze zu sammeln. Madis und Elisa, die im Möku arbeitet, zeigen mir die besten Pilze und erklären, woran ich die giftigen erkenne. Schnell findet Joe heraus, wo Pfifferlinge am liebsten wachsen und die nächsten zwei Tage können wir von Pfifferlingen und einer Hand voll anderer Pilze (Puravik, Pilvik, Riisikas, fragt mich nicht, was das auf Deutsch ist!) leben.
Außerdem habe ich unter all den neuen Angestellten im Möku eine neue Lieblingsbarkeeperin.
Als wir später wieder dort sind, lässt sie die anderen Gäste erstmal warten und wendet sich mir zu. Und lernt schnell, was ich am liebsten trinke. Ich geselle mich zu Jaanus und Mihkel, die immer hier sind, wie ich es auch war während der Erasmus-Zeit. Daher kenne ich die beiden und wir sind so etwas wie Freunde geworden. Joe folgt mir. „Das ist cool, mit dir hierher zu kommen“, kommentiert er, und ich platze fast vor stolz.
Mit zwei Finninnen und einer transsexuellen Estin am Tisch diskutieren wir über dem veganen Essen meiner Lieblingskneipe und das erste Bier beinahe klischeehaft alle Themen durch. Veganismus. Dieser September ist so viel kälter als der letzte. In Deutschland haben wir die Ehe für alle, in Estland muss man als Homosexueller nach Tartu oder Tallinn, um nicht ausschließlich von Homophoben umgeben zu sein. In Estland scheinen sechzig Kilometer eine unglaubliche Strecke zu sein, in Deutschland fährt man in weniger als einer Stunde von einer großen Stadt in die nächste, der Ruhrpott ist ein unvorstellbares Phänomen in diesem ländlich geprägten Land. Tallinn und Tartu sind die einzigen Großstädte, die man mit deutschen vergleichen kann, (und Tartu hat eher die Größe und den Flair von einer Stadt wie Göttingen) und die sind etwa zweieinhalb Stunden Busfahrt voneinander entfernt.
Und nachdem Merkel durchdiskutiert (und wie gerne die Deutschen einfach den Status quo beibehalten und keine Experimente wollen, keine Veränderung) wurde und die Finanzkrise, geht es weiter zu Russland. Die Russendeutschen, die sich nicht mehr zur CDU, sondern zur AfD hingezogen fühlen, die gespaltene Meinung über die Sanktionen.
Und Estland? Versucht, die Grenze zu schützen. Alles könnte passieren. Als Georgien angegriffen wurde, als die Ukraine angegriffen wurde – es kam überraschend. Estland könnte das nächste Opfer sein. Oder eine Revolution gegen Putin könnte in einen Bürgerkrieg ausarten. Russland hat Macht. Die Ukraine bekam lange keine Energie aus Russland geliefert und wurde so extrem unter Druck gesetzt, könnte das nicht mit der EU auch passieren?
Und so weiter.
Hui, ich sollte wieder jeden Tag schreiben, dann sind die Leseportionen nicht so groß. Also morgen mehr.
Aussicht vom "Vana Veetorn", dem alten Wasserturm
Und nach einem leckeren Mittagessen im „Grünen Haus“ und einer heißen Schokolade im Café Fellin geht es auch schon weiter nach Tartu. Home, sweet home!
Einfach in Madis‘ WG spazieren, Sachen abladen, im botanischen Garten vorbeischauen, im Möku, Freunde treffen. Facebook erinnert mich auch daran, dass ich genau ein Jahr vorher schon hier im botanischen Garten war.
Im Nationalmuseum lerne ich, dass die gestrickten Handschuhe mit den typischen Mustern, die schon jetzt, im September, zum Teil getragen werden, nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Bösem schützen sollen. Vor allem, wenn auch rote Wolle verwendet wurde.
Es ist mein dritter Besuch in diesem riesigen Museum, das die Kultur und Geschichte Estlands von der Steinzeit bis zur Erfindung von Skype erzählt. Seit Jahrzehnten wurden zum Teil willkürliche Alltagsgegenstände gesammelt, zum Beispiel die Habseligkeiten von Esten, die nach Sibirien deportierten wurden, oder Bierkrüge aus den verschiedenen Regionen. So langsam habe ich einen Überblick über die Dauerausstellung in dem erst 2016 eingeweihten Museumsgebäude (vorher waren die Sammlungen in Privathäusern und zeitweise einer Kirche untergebracht) und habe Zeit, mich mit Details wie den regionalen Unterschieden der Tracht zu beschäftigen.
Wir gehen in den Wald, um Pilze zu sammeln. Madis und Elisa, die im Möku arbeitet, zeigen mir die besten Pilze und erklären, woran ich die giftigen erkenne. Schnell findet Joe heraus, wo Pfifferlinge am liebsten wachsen und die nächsten zwei Tage können wir von Pfifferlingen und einer Hand voll anderer Pilze (Puravik, Pilvik, Riisikas, fragt mich nicht, was das auf Deutsch ist!) leben.
Außerdem habe ich unter all den neuen Angestellten im Möku eine neue Lieblingsbarkeeperin.
Als wir später wieder dort sind, lässt sie die anderen Gäste erstmal warten und wendet sich mir zu. Und lernt schnell, was ich am liebsten trinke. Ich geselle mich zu Jaanus und Mihkel, die immer hier sind, wie ich es auch war während der Erasmus-Zeit. Daher kenne ich die beiden und wir sind so etwas wie Freunde geworden. Joe folgt mir. „Das ist cool, mit dir hierher zu kommen“, kommentiert er, und ich platze fast vor stolz.
Mit zwei Finninnen und einer transsexuellen Estin am Tisch diskutieren wir über dem veganen Essen meiner Lieblingskneipe und das erste Bier beinahe klischeehaft alle Themen durch. Veganismus. Dieser September ist so viel kälter als der letzte. In Deutschland haben wir die Ehe für alle, in Estland muss man als Homosexueller nach Tartu oder Tallinn, um nicht ausschließlich von Homophoben umgeben zu sein. In Estland scheinen sechzig Kilometer eine unglaubliche Strecke zu sein, in Deutschland fährt man in weniger als einer Stunde von einer großen Stadt in die nächste, der Ruhrpott ist ein unvorstellbares Phänomen in diesem ländlich geprägten Land. Tallinn und Tartu sind die einzigen Großstädte, die man mit deutschen vergleichen kann, (und Tartu hat eher die Größe und den Flair von einer Stadt wie Göttingen) und die sind etwa zweieinhalb Stunden Busfahrt voneinander entfernt.
Und nachdem Merkel durchdiskutiert (und wie gerne die Deutschen einfach den Status quo beibehalten und keine Experimente wollen, keine Veränderung) wurde und die Finanzkrise, geht es weiter zu Russland. Die Russendeutschen, die sich nicht mehr zur CDU, sondern zur AfD hingezogen fühlen, die gespaltene Meinung über die Sanktionen.
Und Estland? Versucht, die Grenze zu schützen. Alles könnte passieren. Als Georgien angegriffen wurde, als die Ukraine angegriffen wurde – es kam überraschend. Estland könnte das nächste Opfer sein. Oder eine Revolution gegen Putin könnte in einen Bürgerkrieg ausarten. Russland hat Macht. Die Ukraine bekam lange keine Energie aus Russland geliefert und wurde so extrem unter Druck gesetzt, könnte das nicht mit der EU auch passieren?
Und so weiter.
Hui, ich sollte wieder jeden Tag schreiben, dann sind die Leseportionen nicht so groß. Also morgen mehr.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen