Urlaub in Sukhothai
Der Flughafen von Sukhothai |
Der Flughafen ist winzig, in kleinen Wägen werden wir
vom Rollfeld zum Häuschen gefahren, unser Gepäck wird uns direkt vor die Füße
gestellt und direkt daneben grasen Rehe, Zebras und Giraffen in großen Gehegen.
Ein Gefährt, das wohl irgendwas zwischen Safari-Jeep und
Minibus darstellt, bringt mich in ein Hotel mit Pool und Spa. Ach, wie schön,
wenn die Eltern vor Abreise sagen: „Bitte schön, davon nimmst du dir mal ein
Hotel!“
Der Weg vom Flughafen dorthin führt zwischen Feldern und
Wiesen an eher vereinzelt stehenden Häusern vorbei, das Gemüse und die Kräuter
für das angeschlossene Restaurant kommen aus dem eigenen Garten. Die Luft in der
ersten Hauptstadt Thailands (vor Ayutthaya und Bangkok) ist gut, es liegt keine
Dunstglocke mehr über mir und die Wolken, die wohl noch von dem Sturm im Süden
Thailands nach Norden getrieben sind, haben sich verzogen.
Von besagtem Sturm habe ich übrigens nichts mitbekommen, ich
konnte mich nur darüber wundern, dass sich so viele Leute erkundigten, ob ich
auch gut angekommen sei.
Ich lasse mich in
Städten immer gerne treiben – in Bangkok kann man sich nicht treiben lassen.
Martin Schacht schreibt in seiner Gebrauchsanweisung für Thailand: „An Ort A
ist es toll und an Ort B auch, dazwischen ist es hässlich und laut…“
In Sukhothai kann ich sehr wohl einfach die Straße auf und
ab laufen und abbiegen, wo es interessant aussieht. Es ist eher Asien, wie ich
es aus Nepal und Myanmar kenne: Wo man als einzige Europäerin und einzige
Spaziergängerin von allen neugierig, aber freundlich angestarrt wird, und hin
und wieder ein zwei- bis vierrädriges Gefährt anhält und man eine
Mitfahrgelegenheit angeboten bekommt. Wo die Besitzerin eines kleinen Lokals an
einer Straßenecke gleich fragt, wie lange man hier ist und wo man als nächstes
hinfährt und dann hinzufügt, dass man beim nächsten Mal doch auch hier wohnen
könnte.
Ich liebe die Momente, in denen ich aus der Masse der
Backpacker herausfalle, wenn ich sage: „Nein, auf Ko Phangan war ich noch
nicht, wahrscheinlich fahre ich auch nicht hin. Jetzt geht es erstmal nach
Sukhothai.“
Und der Mitbewohner im Hostel sagt nur: „Wo ist das denn,
habe ich noch nicht von gehört…“
Die Stadt ist sehr weitläufig und besteht aus einem neuen
und einem alten Teil, zwischen denen ein kleiner „local bus“, ein halboffenes
Gefährt mit Holzdach, in dem sich die Fahrgäste auf zwei Bänken gegenüber
sitzen, die zwölf Kilometer hin- und her fährt. In der Altstadt finden sich
Hostels, die Markthalle, kleine Läden, Restaurants für Touristen,
Fahrradverleihe und der historische Park.
Es ist eine alte Tempelanlage mit zahlreichen Ruinen und
vormittags sind hier noch relativ wenige Leute unterwegs. Natürlich sind da ein
paar andere Touristen und Gärtner, später auch die obligatorische chinesische
Reisegruppe in einheitlichen auffälligen T-Shirts. Aber man kann sich in Ruhe
an einen der vielen Teiche setzen und ein bisschen Ruhe genießen. Auch
außerhalb des eigentlichen Parks kann man an Ausgrabungen und rekonstruierten
Pagoden vorbeiradeln, draußen zwischen Feldern, Waldstücken, kleinen Häusern
und ausgetrockneten Gewässern stößt man nur noch auf wenige Menschen – aber sie
alle lächeln.
Dank eines Zettels, auf dem „vegetarisch, kein Ei“ in Thai
steht, bekomme ich an einem kleinen Straßenlokal eine leckere Nudelsuppe zu
Mittag, bevor ich über den Markt schlendere und zwischen den bunten Häusern in
engen Straßen gemütlich weiterfahre.
Es ist schon ziemlich cool, Anfang Januar bei fünfundzwanzig
Grad im Schatten einer Palme zu stehen und frittierte Banane zu essen, während
um einen herum die Vögel laut durcheinanderzwitschern!
Die „new city“ ist größer, und obwohl es auch hier ein paar
Hotels gibt und viele Schilder auf Englisch sind, ist dieser Teil Sukhothais
eindeutig nicht für die Touristen ausgelegt, sondern für die Einheimischen.
Deshalb will ich hier zu Mittag essen. Ich laufe einfach los Richtung Stadt,
irgendwann wird schon ein Bus kommen, denke ich. Nach ein paar hundert Metern
hält ein Geländewagen neben mir an. „Where you going?“, fragt mich der Fahrer
in gebrochenem Englisch. Der Mann, der sich vorstellt als „Ford, wie mein Auto“,
nimmt mich mit bis zum Busbahnhof und hilft mir, ein Ticket zu kaufen, bevor er
mich in der Nähe des Marktes absetzt. Natürlich bekomme ich auch seine
Visitenkarte, sollte ich jemals Agrarchemikalien kaufen wollen, und wir werden
Facebook-Freunde. Dann bin ich also auch in Thailand mal per Anhalter gefahren!
Auf dem Rückweg erwische ich einen Schulbus, dreißig Kinder
quetschen sich zu mir, alle in Uniform, schwarzen Schuhen, sogar die Rucksäcke
sind einheitlich und mit dem Namen der Schule bedruckt.
Und das war er schon, mein Urlaub in Sukhothai. Nächste
Station: Lampang!
Martin Schacht
Gebrauchsanweisung für Thailand
PIPER Verlag, 237 Seiten
3. Auflage 2017
15 Euro
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