Tage mit P'Nui
„Mai shai tung!“, ruft Nui gerade noch rechtzeitig. Die Verkäuferin reicht mir den Bund Blattgemüse herüber. „Ich hab ihr gesagt, dass du keine Tüte brauchst, du magst das ja nicht mit dem Plastik“, übersetzt Nui. Sie kennt mich. Ich packe das Gemüse in meine Stofftasche. Die Frau, die mir immer meine Flasche mit Sojamilch auffüllt und dann meinen Becher mit Ingwertee, kennt mich auch schon und grüßt. Und die Süßigkeitenverkäuferin daneben winkt mich zu sich und bedeutet mir, heute habe sie auch Klebreis ohne Ei. Es ist ein ganz normaler Abend auf dem Markt.
„Hier, das mit der Kokosmilch drauf solltest du auch
unbedingt probieren!“ P’Nui (gesprochen: Pi Nui) hat schon bezahlt und drückt
mir das Reisküchlein in die Hand. „Ich werde noch fett deinetwegen“, beschwere
ich mich, wie immer. Und wie immer lacht sie nur und meint, ich könne zurück in
Deutschland ja Sport treiben. Jetzt muss ich erstmal alles probieren, was
Thailand zu bieten hat.
Plötzlich ist schon Mittag, Ba Moe, meine Nachbarin, hat
mein leckeres Essen für mich bereit gestellt – sie bringt mir jeden Tag meine
Lunchbox mit frischen veganen Gerichten wie Kürbis-Curry, gebratenem Lotos oder
Tofu-Crumble und dazu täglich ein anderes Obst, in die Klinik – und P’Nui hat
irgendetwas für mich zum Probieren dabei: Tapiokaperlen mit salziger Kokosmilch,
süßen Klebreis mit Bohnen, Passionsfrucht, frittierte Chili,…
Nachmittags fangen Pet und Lam dann mit dem Kescher Languren
aus den Käfigen, damit wir sie entwurmen können. Und nach Feierabend fährt
P’Nui mich zum Markt. Inzwischen bin ich Meisterin im freihändigen
Roller-Mitfahren, hauptsächlich, weil ich ja mit einem Arm meinen Eistee
umklammere und unter dem anderen meine Einkaufstasche voller Bananen, Mangos
und Gemüse halte.
Seit zwölf Jahren lebt und arbeitet Nui hier im Khao Keow Open Zoo. Insgesamt wohnen ungefähr 100 Angestellte am Rand des Zoos, fast alle, die hier arbeiten, haben auch eine Wohnung oder ein Haus auf dem Gelände, es ist ein richtiges kleines Dorf. „Ja, es gefällt mir schon“, sagt sie, „aber manchmal sind die Leute dann doch anstrengend, wenn ich schon wieder im Labor aushelfen muss oder so.“ Zwei Tage die Woche arbeitet sie noch in einer kleinen Praxis außerhalb des Zoos. Dr. Dao, die früher auch hier im Zoo gearbeitet hat, kann ihre Hilfe in der erst vor einem Jahr eröffneten Praxis gut gebrauchen. Nach unserem Einkauf auf dem Markt halten wir dort an, es ist ein süßes blaues Häuschen, das richtig tropisch aussieht. Auch Dao hat etwas zu Essen da, das mir sofort angeboten wird, weil es vegan ist. Da gerade keine Patienten da sind, bleibt Zeit, sich ein bisschen zu unterhalten – und dann bittet die Tierärztin Nui, noch zwei Katzen zu impfen. Ob ich mitwill?
Aussicht auf unseren grünen Berg |
Seit zwölf Jahren lebt und arbeitet Nui hier im Khao Keow Open Zoo. Insgesamt wohnen ungefähr 100 Angestellte am Rand des Zoos, fast alle, die hier arbeiten, haben auch eine Wohnung oder ein Haus auf dem Gelände, es ist ein richtiges kleines Dorf. „Ja, es gefällt mir schon“, sagt sie, „aber manchmal sind die Leute dann doch anstrengend, wenn ich schon wieder im Labor aushelfen muss oder so.“ Zwei Tage die Woche arbeitet sie noch in einer kleinen Praxis außerhalb des Zoos. Dr. Dao, die früher auch hier im Zoo gearbeitet hat, kann ihre Hilfe in der erst vor einem Jahr eröffneten Praxis gut gebrauchen. Nach unserem Einkauf auf dem Markt halten wir dort an, es ist ein süßes blaues Häuschen, das richtig tropisch aussieht. Auch Dao hat etwas zu Essen da, das mir sofort angeboten wird, weil es vegan ist. Da gerade keine Patienten da sind, bleibt Zeit, sich ein bisschen zu unterhalten – und dann bittet die Tierärztin Nui, noch zwei Katzen zu impfen. Ob ich mitwill?
Klar! Mit einer umfunktionierten Kameratasche über der
Schulter steige ich wieder hinter P’Nui auf den Roller und wir düsen zurück ins
Zentrum des Dorfs. An einem Restaurant halten wir an, und während Nui sich mit
den Inhabern unterhält, darf ich die beiden Katzen impfen und entwurmen.
Dass wir für so einen ausgiebigen Besuch im Dorf Zeit
hatten, verdanke ich dem Regenschauer am Nachmittag. Jetzt sind die Straßen
nass und Nui kann nicht im Zoo Mountainbiken – bei all den Hügeln, die wir hier
haben, ein angemessenes Hobby. Wenn sie nicht Fahrrad fährt, wandert sie durch
unseren großen Park, oder sie geht schwimmen.
Dr. Daos kleine Klinik |
An einem anderen Nachmittag trinken wir zusammen Tee in einem Café, dessen Tische alle unterschiedlich sind und unter Bäumen, Bambus und Palmen verstreut stehen. Wir besuchen den wunderschönen Tempel Wat Khao Mai Daeng, wo sie auch von einem Mönch Englisch gelernt hat. Inzwischen hat er das Kloster verlassen, erzählt sie, um ein Leben zu führen „wie du und ich“. Ihre Freundin P’Kai hat sie auch dabei, und während ich den Sonnenuntergang von hier oben genieße, setzen sich die beiden auf die Stufen vor dem Eingang und unterhalten sich in Ruhe. P’Kai ist wie alle Thai sehr um mich bemüht. Beide Frauen haben Angst, dass mir langweilig werden könnte, und als Nui abends mal keine Zeit für mich hat, setzt sie mich bei Kai ab. Die spricht zwar kein Englisch, aber mit meinen drei Thai-Wörtern, wilden Gesten und gegenseitigem Vorspielen von Botschaften aus Google Übersetzer gelingt uns doch eine ziemlich gute Unterhaltung. P’Kai hält natürlich mein Lieblingsessen bereit: Klebreis mit Mango. Dazu gibt es Zuckerrohrsaft, auch mal interessant. Und dann kommen ihr Mann und seine Freunde vom Motocrossfahren zurück, und es entwickelt sich eine spontane Karaoke-Party im Garten.
P’Nui fungiert in der Klinik oft als meine Dolmetscherin,
die zwischen mir und den anderen Tierarzthelfern übersetzt oder Nachrichten der
Tierärzte an mich weiterleitet. Sie kommuniziert auch für mich mit Ba Moe und
macht Vorschläge, welches Gemüse ich vom Markt mitbringen könnte, damit meine
Nachbarin daraus etwas kocht.
Und sie nimmt mich mit zum Abendessen in der Mall in
Sriracha, wo es einen großen Supermarkt gibt, ein Salatbuffet und Vieles mehr.
Dort fällt ihr auf, dass nicht nur meine Tasche, sondern auch mein Geldbeutel
aus einem alten Reissack „geupcycled“ ist und erzählt mir von einem Freund, der
regelmäßig bei Beach-clean-ups mitmacht und die weichgeschliffenen Glasscherben
aufhebt, und sie zu Anhängern an Ketten und Armbändern macht. Das wäre doch was
für mich?
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